Interdisziplinäres Netzwerk für ein Handbuch zur Kulturgeschichte der Jagd
Jagd gehört seit jeher zu den folgenreichen Kulturtechniken, mittels derer binäre Hierarchien geschaffen, befördert und bewahrt wurden: zwischen Mensch und Tier, Zivilisation und Wildnis, Eigenem und Fremden, männlich und weiblich, weiß und Schwarz, adelig und bürgerlich etc. Bei diesen Differenzbildungen spielt nicht nur die Praxis des Jagens selbst, sondern auch ihre mediale, künstlerische, diskursive Inszenierung eine zentrale Rolle. Dies lässt sich an historischen Zeugnissen ebenso gut studieren wie in aktuellen Diskussionen um Jagdrecht, Tierethik oder Wildlife Management verfolgen. Während in wissenschaftlichen Studien die oben genannten differenzbildenden Funktionen der Jagd bislang vornehmlich getrennt betrachtet worden sind, will das Netzwerk die real- und imaginationsgeschichtlichen Politiken der europäischen Jagd zusammen denken, intersektional perspektivieren und der Komplexität ihrer Funktionen zwischen Mittelalter und Gegenwart in ihrer ganzen Breite Rechnung tragen.
Ziel des interdisziplinären Netzwerks ist die Erarbeitung eines kulturwissenschaftlichen Handbuchs, das erstmals eine systematische Darstellung zur Kulturgeschichte der europäischen Jagd zwischen Mittelalter und 21. Jahrhundert bietet. Dieses soll einerseits als zentrales Referenzwerk für Forschende aus Bereichen wie z.B. der Ökokritik, der Hof- und Adelsforschung oder der Sozialgeschichte dienen. Mit Blick auf die Jagdforschung andererseits wird das Handbuch eine Vielzahl inter- und transdisziplinärer Ansätze erproben und deren Notwendigkeit für ein umfassendes Verständnis der Jagd und ihrer differenzbildenden Funktionen aufzeigen. Dabei wird es die aktuell in der Forschung noch weit verbreitete Prämisse, es gäbe entweder Jagden, deren Zweck im Jagen selbst lägen, oder aber rein metaphorische Jagden (etwa der Liebe oder Erkenntnis), überwinden. Etabliert werden soll dagegen ein Zugang, der jagdhistorische Ereignisse, Phänomene und Zeugnisse im Zusammenspiel faktischer und symbolischer Wirkungsentfaltung untersucht und zugleich intersektionale Perspektiven im Blick behält.
Das Netzwerk wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Netzwerksprecherin: Dr. Laura Beck (Leibniz Universität Hannover)
Netzwerksprecher: Prof. Dr. Maurice Saß (Alanus Hochschule)
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